Am Sonntag, 17.06.2012 wurde im Haus der Wirtschaft Kiel der Weltwirtschaftliche Preis 2012 an Nathan Eagle, Jana-Gründer und Anwendungsentwickler, Daniel Kahneman, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, und Marrti Ahtisaari, Friedensnobelpreisträger verliehen.
Ehrengast Bundespräsident Joachim Gauck ließ die Festgesellschaft in der Industrie- und Handelskammer an seinen Gedanken zu Freiheit, Kapitalismus, Marktwirtschaft und Globalisierung teilhaben.
Aus dem Grußwort des Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft Prof. Dennis Snower, Ph.D.:
Nathan Eagle, Preisträger in der Kategorie Wirtschaft, hat revolutionäre neue Wege entdeckt, Menschen in Kooperation miteinander zu bringen – im Dienste des gesellschaftlichen Interesses. Fasziniert von der Allgegenwart des Mobiltelefons in Entwicklungsländern hat er eine Softwareplattform entwickelt, die überall den direkten Kontakt mit Handybesitzern herstellen kann. Diese sollen über ihre Telefone nützliche Informationen über lokale Begebenheiten bereitstellen – und bekommen dafür im Gegenzug Gesprächsguthaben. Das so entstandene globale „Realitäts-Netz“ leistet einen Beitrag zur Entwicklungshilfe und sorgt für sozialen Ausgleich. Dadurch hat Nathan Eagle eine Art von Kooperation geschaffen, die für Adam Smith unvorstellbar gewesen wäre: eine Kooperation über hunderttausende von Menschen, die kompensationsgetrieben sind, aber durch „social entrepreneurship“ gesteuert werden.
Daniel Kahneman, diesjähriger Preisträger in der Kategorie Wissenschaft, hat mit seinen Forschungsarbeiten die Achse des ökonomischen Menschenbildes verschoben – jenes Bildes vom vollständig rational handelnden Homo Oeconomicus. Von Hause aus Psychologe, hat Daniel Kahneman uns ein anderes Bild angeboten: das Bild eines Menschen, dessen Verhalten durch unbewusste, impulshafte geistige Prozesse, von Besitzstandwahrung und sozialen Vergleichen geprägt ist und dem systematische Entscheidungsfehler unterlaufen. Menschen sind weder völlig rational, noch völlig egoistisch, noch ausschließlich Nutzen-Maximierer. Unter diesen Umständen können viele Entscheidungen, die nur von der unsichtbaren Hand des Marktes getrieben sind, zu sozialen Problemen führen. Daraus ergibt sich eine wichtige Funktion der Bildung und der Politik: die Öffentlichkeit für Denkfehler zu sensibilisieren und ihr durch einfache wirtschaftspolitische Maßnahmen zu helfen, diese Fehler zu vermeiden.
Martti Ahtisaari, Preisträger in der Kategorie Politik, hat einen substanziellen Teil seines politischen Lebens der Herstellung von Frieden gewidmet. Wären die Menschen auf der Welt alle individualistische, egoistische, unabhängige, rationale, materialistische Nutzen-Maximierer, so wären die historischen Leistungen Martti Ahtisaaris um Frieden und Aussöhnung in der Welt gar nicht nötig gewesen, denn wir würden verhältnismäßig wenige Kriege und Konflikte haben. Zerstörung ist nämlich eine unpassende Strategie für Menschen, die lediglich auf die Maximierung ihres Nutzens durch Handel aus sind. Fakt ist, dass die Welt dringend Visionäre wie ihn braucht, um der Politik zu zeigen, wie das Menschenrecht, in Frieden zu leben, auch in fest verankerten Konfliktsituationen befriedigt werden kann und die der Wirtschaftswissenschaft neue Erkenntnisse über destruktive menschliche Motivation und ihre potenzielle Überwindung beibringen.
Auf ganz unterschiedliche Art und Weise zeigen unsere diesjährigen Preisträger, wie Kooperation geschaffen werden kann. Unsere Preisträger haben damit alle miteinander wichtige Antworten auf die drängenden Fragen der Weltwirtschaft und die großen Herausforderungen der Globalisierung gegeben.