Böse Zungen behaupten ja, ich wäre nicht geduldig, sondern phlegmatisch*, aber gestern hat sich wieder einmal bewiesen, dass Geduld und Beharrlichkeit in manchen Fällen zum Erfolg führen können.
Donnerstag, ich stehe in der Mittagspause zu Hause Essen brutzelnd am Herd und erwarte das Töchterchen aus der Schule.
Da klingelt das Telefon.
„Papa, ich krieg‘ mein Fahrradschloß nicht auf!“
Das musste ja mal so kommen, denn das Schloss ist vergleichsweise alt und hat auch schon einen blöden Knetgummistreich überstehen müssen, auf den ich jetzt nicht weiter eingehen will, ging aber in der Vergangenheit noch auf und zu.
Also mache ich den Herd aus, greife mir die Autoschlüssel und mache mich ritterlich auf den Weg zur Schule, um die kleine Prinzessin aus ihrer Notlage zu retten. Am schulischen Fahrradständer angekommen, nehme ich den Schlüssel in Augenschein und muss feststellen, dass die verzweifelten Öffnungsversuche ihn schon ein wenig deformiert haben. Zum Glück liegt im Kofferraum beim Ersatzrad ein billig-Leatherman mit Zange. Damit bringe ich den Schlüssel zurück in eine Form, die – wenn auch hakelig – wieder in den Schließzylinder passt. Nur drehen lässt sich der Schlüssel nicht so einfach.
Jetzt beginnt der Teil mit der Geduld.
Während die Tochter fast schon nervös mich und das Rad umkreist, drehe und ruckele ich mit dem Schlüssel im Schloss herum. Mal ganz hineingesteckt, mal ganz leicht zurückgezogen, beim Ruckeln vor und zurück bewegend. Das versuche ich ein paar Minuten, während Töchterchen sich inzwischen die Zange gegriffen hat und versucht, das Schloss damit „durchzuquetschen“.
Ich erkläre ihr, dass so ein Schloss nicht so einfach durchzuschneiden ist und wenn es so wäre, wir es auch gleich weglassen könnten. Dabei setze ich das gefühlvolle Ruckeln und Drehen fort.
Und gerade, als Töchterchen aufgibt, resigniert ihren Ranzen über die Schulter wirft und das Rad stehen lassen will – springt das Schloss in meinen Händen auf.
„Papa! Womit hast du das denn jetzt geschafft?“
„Mit Geduld.“