Überraschung im Halbfinale: Der #USfO-Pokal hat seine eigenen Gesetze…

Eines war schon zu Beginn klar, es würde hart werden im Halbfinale von Unser Star für Oslo. Für zwei der verbliebenen Kandidaten Christian Durstewitz, Lena Meyer-Landrut, Jennifer Braun und Kerstin Freking würde der Weg nach Oslo heute zu Ende sein, und diese Vier haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht.
In der heißen Phase gab es nach mehreren mehr oder weniger vorhersehbaren Entscheidungen im Halbfinale eine Überraschung.
Die Show ging über zwei Runden, wobei nach der ersten Runde bereits ein Telefonvoting stattfand und die erste Kandidatin gehen musste. In der zweiten Runde traten dann die verbliebenen Drei an.

Stefan Raab bescheinigte zwar Christian Durstewitz, mit der Interpretation von „I’m yours“ von Jason Mraz diesen Song wieder zu seinem eigenen gemacht zu haben, ich fand ihn zu schnell angelegt, so dass Christian den Text in Teilen schon fast unverständlich herausgefeuert hat und auch dem Hörer/Zuschauer nicht die Zeit gelassen hat, sich darauf einzulassen. Für Aufregung ist Dursti nicht der Typ, ihm fehlte einfach die Gelassenheit.

Kerstin Freking zeigte mit „Hands clean“ von Alannis Morisette eine konstante Leistung, was leider auch bedeutet, dass nicht wirklich eine Steigerung erkennbar war. Leicht unsicher kam sie mir vor, zu zaghaft und lange nicht so präsent auf der Bühne wie ihre Mitstreiter. Auch wenn Barbara Schöneberger ihre glasklare Stimme lobte, konnte man Stefan Raabs Kommentar fast mit „zu langweilig“ übersetzen.

Es ist kaum zu glauben, aber Lena Meyer-Landrut kann beim Singen auch mal ganz still stehen. Und sie kann singen, was selbst Stefan zu überraschen schien, denn mit „Mr. Curiosity“, ebenfalls von Jason Mraz hat sie eine ganz andere Facette gezeigt (um mich mal bei den abgedroschenen Floskeln zu bedienen) als sonst. Trotzdem hat sie es geschafft, ihre Art des „Sprechgesangs“ in ihrer Interpretation unterzubringen – oder damit Schwächen geschickt zu kaschieren.
Ich glaube, diese Performance hat sie heute noch mit über die zweite Runde getragen.

Und dann kam Jennifer Braun. Als ob sie nichts mehr zu verlieren hätte, hat sie mit „Heavy Cross“ von Gossip die anderen Drei an die Wand gerockt. Stefan Raab hielt diesen Auftritt für ihre beste Leistung überhaupt und ich finde, er hat recht. Es ist bewundernswert, wie sich Jennifer wieder nach vorne gekämpft hat, nachdem ich sie nach Runde Vier schon schwer gefährdet gesehen habe.

So ging es dann auch in der Voting- und Werbepause in der Twitter-Timeline hoch her und Jennifer stand wieder hoch im Kurs, während Stimmen zu lesen waren, dass Dursti möglicherweise nur über die Sympathiewertung weiterkommen würde.
Und so kam es auch: Jennifer als erste weiter, dann Lena, Christian und Kerstin schied (als aus meiner Sicht optisches Highlight der Veranstaltung, aber darum geht es ja nicht) aus.

Was Christian Durstewitz betrifft, hatte ich meine Hoffnungen auf Runde zwei gelegt, die leider nicht erfüllt wurden, denn hier konnte er aufgrund der sperrigen Songauswahl trotz Bluesharp-Einsatzes nicht mehr wirksam punkten. Wie im Anschluss bei TV-Total noch zu erfahren war, hat Christion wohl auf den Song bestanden und lebt mit dem Ergebnis.

Im Anschluß machte Lena Meyer-Landrut „The Lovecats“ von The Cure zu ihrem Song, was in manchen Tweets schon als Blasphemie gewertet wurde und – zugegeben es war der Typische Lena-Style und zudem gewöhnungsbedürftig. Und dabei ist „typisch“ durchaus mit Vorsicht zu genießen, denn ich stelle bei mir fest, dass die Gefahr besteht, dass man sich an ihrer Art zu performen schnell satt sehen kann. Einen Song „zu seinem eigenen“ zu machen ist mehr, als ihn mit britischem Akzent und seiner Art Sprechgesang zu versehen.
Es war gut, dass Lena in Runde eins mit „Mr Curiosity“ gezeigt hat, dass sie zu mehr imstande ist, als das crazy girlie, das sie sonst zum Besten gibt.

Jennifer setze zum Abschluss förmlich alles auf eine Karte und sang Cristina Aguilieras „Hurt“. Schon bei den ersten Tönen merkte man: Das wird was. Trotz Aufregung. Und es hat sich für sie gelohnt, denn für mich war sie in diesem Halbfinale die Beste.

Und so kam es dann auch zu der Überraschung: Im Finale stehen Lena Meyer-Landrut und verdientermaßen Jennifer Braun.
Christian Durstewitz schied aus, aber er ist ebensowenig wie Maria-Lisa Straßburg, Meri Voskanian, Katrin Walter, Cyril Krueger, Leon Taylor, Sharyhan Osman und Kerstin Freking kein wirklicher Verlierer. Auf das Album mit seinen eigenen Songs warte ich noch immer gespannt. In der Timeline schrieb @fuchsbau: „Durstis ‚Stalker‘ vom letzten FR wäre der ideale Grand Prix Song gewesen. auch nach 20 Nummern hätte man das ‚dapdadap‘ noch im Ohr“ und da gebe ich ihm recht.

Am Freitag in der ARD werden wir also erfahren, wer für Deutschland zum Eurovision Song Contest nach Oslo fährt. Und nicht nur das. Das Publikum wird auch über den Song entscheiden, den die Gewinnerin im Gepäck haben wird. Also nicht verpassen: Finale!

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3 thoughts on “Überraschung im Halbfinale: Der #USfO-Pokal hat seine eigenen Gesetze…

  1. Huhu!

    Also ich muss ja sagen, ich kann dir heute kaum zustimmen. 😉

    Erstmal zu Lena: beim ersten Song hatte ich ehrlich gesagt ein wenig angst, ob sie es überhaupt schafft (sie ist ja schließlich meine Favoritin schon seit der ersten Sendung). Nicht unbedingt weil sie es schlecht gemacht hat. Ich bin wie Stefan der Meinung, dass es total super war und das Ganze hat mich sehr berührt. Aber wir haben aus der Erfahrung gelernt, dass langsame Songs oft dazu führen, das jemand herausgevotet (bzw. nicht hinein-gevotet wird). So auch mein Sitznachbar, der ihren ersten Auftritt „total langweilig“ fand. Ich habe ihr den Song total abgenommen aber sehr für sie gezittert.
    Dagegen fand ich die zweite Performance „LOOOFKATS“, wenn man das so sagen will, wieder einsame spitze. Ich mag sie einfach und ich glaube, sie wird das Ding in Oslo wirklich schaukeln. Wenn dann aber nur mit so einem Song (oder etwas ähnlich aufheiterndem), denn nur so schafft sie es, uns alle zum Lächeln zu bringen. Ich denke, da kann man bei Oslo gut mit punkten.

    Bei Dursti war ich von der Performance auch nicht so ganz überzeugt. Obwohl ich doch dachte, er würde weiterkommen. Eigentlich hatte ich schon vor der Show an ein Lena-Dursti-Finale geglaubt. Dem entsprechend überrascht war ich als Jenny auf die Bühne gerufen wird. Nicht negativ überrascht, denn ich mag die kleine Rockröhre sehr gern. 🙂

    Nur bin ich der Meinung, dass ihr Hurt kein bisschen stand, und dass ihr erster Song sie eher ins Finale getragen hat als der Zweite. Du meinstest man habe gleich am Anfang gehört, das würde was werden. Ich bin eher der Meinung, das einzige, was man am Anfang gehört hat, waren schiefe Töne. Jenny stehen fetzige Songs viel besser. Aber ich gebs zu, Hurt hat ihr am Ende nicht geschadet.

    Zu Kerstin Freking kann ich nur sagen: ich war eh von Anfang überrascht, dass sie so weit kommt. Ich fand ihre Stimme schon in der ersten Folge sehr unangenehm. Okay, sie war mal was anderes aber in etwas tieferen Lagen (und damit meine ich die „hohen Tiefen“) mag ich ihre Stimme einfach nicht. Dafür hat sie, wenn sie auf kopfstimme gewechselt hat, einen richtig tollen Sopran gehabt, dafür hab ich sie bewundert.

    Das Doppelvoting hat mir übrigens nicht gefallen. M.E. ein Trick von Pro7 um mehr Kohle zu machen. Auch ich habe doppelt so oft angerufen wie sonst. Und wenn ich das richtig verstanden habe, dann gibts am Freitag auch wieder ein doppeltes Voting: erst für den Song, dann für den Kandidaten.

  2. Habe (dank Arbeit) den zweiten Teil leider verpasst. Persönlich finde ich Jennifer sehr gut, leider (wie Daniela schon sagte) ist sie vollkommen austauschbar und fast etwas wie Dutzendware in der Casting-Szene.
    Lena hätte wohl etwas bessere Chance in Oslo, vor allem da die anderen Länder sie nur einmal hören und dann nie wieder. Ihr Sprechgesang mit britischem Akzent ist für mich kaum länger als drei Minuten zu ertragen. Dazu diese Waldorfschulart in jedem Interview, dass keinem schnell zuviel werden
    Aber mal schauen, Deutschlad bekommt, was es verdient 🙂

  3. Gut zusammengefasst!

    So süß ich sie ja finde, gibt es doch einige Töne in Lenas Gesang, die in meinen Ohren Schmerzen verursachen, einige davon klingen wie bei Jan Delay geklaut. Daher war für mich die Performance von The lovecats keine Blasphemie, sondern Ohrenterror.
    Und trotzdem denke ich, dass Lena nach Oslo fahren sollte, denn wenn Stephan es schafft, ihr den perfekten Song auf den Leib zu schreiben, der zu ihrer Stimme und ihrer ganzen Art passt dann schicken wir etwas wirklich einzigartiges.
    Jennifers Auftritte sind kraftvoll, keine Frage, und z.B. ihr „Nobodys Wife“ hat mir extrem gut gefallen, aber ach – ihre Art zu singen gibt es in derselben (und schlechterer) Qualität einfach schon reichlich, das ist nix neues.

    Eins wünsche ich mir: Dass Stephan mit dem kleinen Dursti ein Album mit dessen eigenen Songs produziert, so wie mit Heinzmann, Meyle, Mutzke und Co. 🙂 Würd ich mir sofort kaufen!

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