Lena Meyer-Landrut ist Unser Star für Oslo

Sechs Wochen „Unser Star für Oslo“ liegen hinter uns und was bleibt, ist eine hin- und her gerissene Gewinnerin, die am 29. Mai in Oslo Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten wird.
Ich würde ja gerne sagen „Ich hab’s ja gesagt“ oder „war ja klar“ aber am Ende war die Entscheidung in dem gewöhnungsbedürftigen Abstimmungsverfahren knapper als gedacht.
Zunächst sangen Jennifer und Lena vor der Jury bestehend aus Stefanie Kloß (Silbermond), Xavier Naidoo und Stefan Raab zwei Songs, die für beide gleich waren („Bee“ und „Satellite“), wobei der 2. Song „Satellite“ etwas mehr auf die Sängerinnen zugeschnitten war, bei Jennifer eher Rockballade, bei Lena eher… Lena.

Bei „Bee“ kann man sagen, auch wenn Jennifer die Rockröhre nicht auspacken muss, kann sie als Sängerin überzeugen. Obwohl vom Stil her gefühlt auch eher ein Song bei dem Lena hätte brillieren können, war Jennifer gesanglich besser, und so war auch die Jury voll des Lobes. Lena hat dem Song durch ihre unverwechselbare Stimme einen anderen Touch gegeben und durch ihre Bühnenpräsenz gepunktet. So urteilte Xavier Naidoo auch: „Du hast es geschafft, den Song so zu verkaufen, als wäre es Dein eigener.“
Während Lena mit der peppigeren Version von „Satellite“ wesentlich besser zurechtkam, lag Jennifer der Song nicht so, obwohl er, auf sie als Rockballade angepasst, besser zu ihr passte.
Leider muss ich sagen, dass mich bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Auftritt hundertprozentig überzeugt hat. Dies änderte sich in der dritten Runde, in der beide Finalistinnen einen eigens für sie geschriebenen Song performten.
Mit „I care for you“ hätte ich mir Jennifer in Oslo vorstellen können; an dieser Stelle merkte man ihr an, dass sie keine Kompromisse mehr eingehen musste und damit wieder voll ablieferte. „Das Wichtigste ist, wenn man merkt, dass ein Künstler Bock hat“, sagte Stefan Raab zu Jennifers Auftritt und das hat man gemerkt.
Bester Song des Abends war in meinen Augen (und Ohren) Lena mit dem für Sie geschriebenen Song „Love me“. Umso erstaunlicher, dass die Zuschauer beim Voting für den Song, mit dem Lena oder Jennifer im Fall der Fälle nach Oslo fahren würden, für Lena „Satellite“ auf den ersten Platz wählten. Diese konnte ihre Enttäuschung auch nicht wirklich verbergen, als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, zumal sie in einem der Einspieler zuvor noch von „Love me“ schwärmte. So verpatzte sie auch prompt den Einsatz, als die gewählten Songs vor der endgültigen Abstimmung noch einmal von beiden gesungen wurden, während Jennifer erwartungsgemäß bei „I care for you“ noch einmal alles gab.
Wie schon gesagt, die Entscheidung hätte enger nicht liegen können. Jennifer war meines Erachtens gesanglich besser, aber bei Lena stimmte das Gesamtpaket und sie ist der Typ, der im Zirkus des Eurovision Song Contest zumindest einen bleibenden Eindruck machen kann. Und so gewann Lene das Finale von „Unser Star für Oslo“ und zeigte am Ende doch Nerven. Mit Tränen in den Augen konnte sie es noch nicht fassen, und ich dachte, jeden Moment kippt sie um. Schließlich war sie aber doch noch abgebrüht genug, um den Siegertitel am Ende der Sendung noch einmal durchzuziehen, „verdammte Scheiße“.
Was das nun für den Eurovision Song Contest am 29. Mai 2010 in Oslo bedeutet und wie Lena sich dort am Ende platzieren wird, bleibt bis dahin offen. Auch der ESC hat seine eignenen Gesetze, und vom ersten bis zum letzten Platz ist alles drin.
Die Befürchtung, dass man sich an Lenas Art zu performen schnell sattsehen kann bleibt, aber wie Ole so schön in seinem Kommentar zum Halbfinalsartikel schrieb: „Lena hätte wohl etwas bessere Chance in Oslo, vor allem da die anderen Länder sie nur einmal hören und dann nie wieder.“
Bei dem Rückblick in die Castingbox mit den dortigen Auftritten von Jennifer Braun und Lena Meyer-Landrut war ich schon erstaunt, dass Lena es überhaupt bis in die Runde der letzten 20 geschafft hat. Wer auch immer die Vorauswahl getroffen hat, hat entweder das Potenzial erkannt oder ein unglaublich glückliches Händchen gehabt.
Ohne Frage, Lena stach seit der ersten Show bei ProSieben aus den übrigen Kandidaten heraus, weil sie frisch, flippig und unkonventionell ist, einfach anders. Vielleicht ist es das, was wir in Oslo brauchen.

In diesem Sinne, „Alter Finne“

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1 thought on “Lena Meyer-Landrut ist Unser Star für Oslo

  1. Oh, Danke fürs Zitieren 🙂 Bin mal gespannt, wie sie den Medienzirkus meistert. Persönlich geht sie mir schon jetzt auf die Nerven. Und das Lied ist nun auch nicht so der Bringer. Den Refrain von Bee habe ich zumindest noch im Kopf. Aber es war ein nettes Event, unglaublich wie soviel Talent in eine Sendung passt, wo uns doch DSDS immer das Gegenteil zeigt.

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