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Ich muss zugeben, dass ich vor dem gestrigen Abend noch nie bewusst von der Autorin Sibylle Berg gehört, geschweige denn etwas von ihr gelesen oder auch nur ein Buch von ihr in Händen gehalten hätte. Deshalb kann ich auch über sie als Autorin nichts sagen, aber obwohl ich twitternd am Notebook saß und das Gespräch nicht mit voller Aufmerksamkeint verfolgte, hatte ich an dem Abend der Sendung bereits das Gefühl, dort einen Menschen, eine Frau und Autorin zu sehen, die angenehm anders war ist. Nicht aufgesetzt und krampfhaft ihr Buch promotend und doch mit einer Art und Schlagfertigkeit, bei der man das Gefühl hatte, dass sie selbst den Gastgeber zumindest kurzzeitig aus dem Konzept brachte.
Ich hatte ja schon erwähnt, dass neben dem Fernseher bei mir auch das Notebook mit Twitter lief („Nicht nur ich. Auch andere Twitterer. Viele Twitterer. Wir gucken oft zusammen fern. Oder Stream. Wir sind Freaks.“, Anna Grassi) in dessen Timeline der Auftritt von Sibylle Berg polarisierte. Da auch @SibylleBerg twittert, war natürlich die entsprechende Fangemeinde anwesend, aber auch persönliche Angriffe waren zu lesen, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Sibille Berg selbst fasste dies in einem Tweet heute morgen so zusammen:
Man sieht, sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Nun bin ich beileibe kein großartiger Menschenkenner, aber ich glaube, es ist ihre unglaublich trockene, direkte Art, die von vielen missverstanden wird. Vielleicht versteht man sie besser, wenn man etwas von ihr gelesen hat, was ich mir hiermit vornehme. Auf jeden Fall empfehle ich aber allen Spekulanten die Lektüre der kleinen Journalistenfibel unter dem Menüpunkt Elternzimmer der Website www.sibylleberg.ch, die viele, wahrscheinlich viel zu oft gestellte Fragen im Vorfeld klärt.
Ich glaube, was ich Euch mit diesem Artikel eigentlich ganz egoistisch mitteilen wollte, ist, dass ich innerlich höchst zufrieden mit mir selbst bin, denn ich habe es geschafft, mir vorurteilsfrei und unbeeinflusst von anderen eine eigene Meinung zu bilden. Das empfinde ich nicht immer als leicht.
Die Gefahr ist, dieses Gespenst aus Bequemlichkeit als Decke zu benutzten, in die man sich einwickelt, um sich umzudrehen und weiter zu schlafen, während man sich von außen berieseln lässt.
Generell bin ich ja der Meinung, dass nicht nur jeder eine Meinung haben darf, sondern eine Meinung haben sollte. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht immer in Anspruch genommen werden muss.
Aber, Ihr habt ja freiwillig bis hierher gelesen.
Über die verstörende Einlage mit dem Ausdruckstanz in der Harald Schmidt Show habe ich mir übrigens auch eine Meinung gebildet:
Entweder denkt Harald Schmidt und sein Autorenteam,
a) dass ihnen die Zuschauer mittlerweile jeden Sch… als intellektuell anspruchsvoll durchgehen lassen,
oder
b) sie verwechseln Slapstick mit Niveau. (arme Katrin Bauerfeind, ob sie sich das so vorgestellt hat?)
Es gibt natürlich auch noch die dritte Möglichkeit, dass mir einfach der geistige Zugang fehlt. Hurz.
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4 thoughts on “Sibylle Berg in der Harald Schmidt Show und warum ich zufrieden mit mir bin”
Comments are closed.
@christina: Na, da bin ich ja schon sehr erwartungsvoll… Ich hab‘ mir „Die Fahrt“ ausgesucht.
@Anna: Is‘ ja auch abgelesen. 😉 Genau. Weitermachen. Und die Kommentare und das Feedback sind der beste Lohn.
@Rüdiger: Ich hab’s versucht, war aber schrecklich und klang albern. Da hab‘ ich’s wieder rausgeschnitten. 😉
Wo blieb denn das sopranistische „Huuuurz!“?????? *fg*
eieiei 😀
aber du hast das schön gemacht! zwar „abgelesen“ aber sehr lebendig und man hört gern zu. ich stehe derzeit nämlich vor dem problem „wie“ ich glaube, ich halte es wie du. weitermachen 🙂
Jaaaa! Toll, ich bin begeistert. Frau Berg hat dich gepackt. Lies ein Buch von ihr, egal welches, es wird dir ordentlich das Hirn waschen. Vielleicht wirst Du es das ein oder andere Mal im hohen Bogen aus dem Fenster schmeißen wollen, wirst es aber nicht können, denn auch Du wirst ahnen, dass Frau Berg ganz einfach schreibt, wie es ist.